Wochen-Impulse 45/19
Vor 30 Jahren ist die Mauer gefallen. Für mich einer der bewegendsten Momente in der jüngsten deutschen Geschichte und rückblickend die größte wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, die je eine Nation in so kurzer Zeit – bis heute – gemeinsam geschrieben hat. Der Wermutstropfen: Leider zeigen die letzten Jahre, dass wieder Mauern errichtet werden, weil es lautstarke Architekten gibt und selektiv hörende Maurer, die sie errichten – in ihren Köpfen. Um im Bild zu bleiben: Was aber ist mit unseren selbsterrichteten Mauern im Berufsleben?
An der Arbeitslosigkeit, an wirtschaftlichen Schwierigkeiten, an der niedrigen Rente, an Lohn- und Gehaltsunterschieden, an der Nichtberücksichtigung beim Karriereaufstieg und der eigenen Erfolglosigkeit sind mitunter Dritte Schuld. Ist es Einfalt, Dummheit oder nur Bequemlichkeit anderen die Schuld für ein suboptimales (Berufs-)Leben zuzuschieben? Warum machen sich manche Zeitgenossen das Leben so bequem und fangen nicht bei sich an und kehren vor der eigenen Haustüre?
Weil es einfacher so ist! Ich muss mich nicht mit mir auseinandersetzen und kann die Opferrolle annehmen und hierfür an der Theke eine Bestätigung bekommen – von Trinkfreunden, denen es auch so geht. Hier habe ich die Sicherheit keine unliebsame Wahrheit hören zu müssen. Was erreiche ich, wenn ich immer anderen die Schuld für Missstände in meinem Leben zu geben? Ich kann ein Feindbild aufbauen, brauche mich nicht reflektieren, meine grauen Zellen nicht anwerfen und bin damit offen für vermeindliche Heilsbringer mit großer Klappe (überwiegend in der Politik). Die drei Landtagswahlen in Ostdeutschland lassen sich mit Protestwählern alleine nicht mehr erklären. Wer dumpfen Parolen hinterher hechelt (nicht nur den politischen), sie nicht reflektiert und nach 30 Jahren wieder DDR-Verhältnisse (politisch, freiheitlich und wirtschaftlich) herbeisehnt, hat eine geistige Entwicklung einer Erbse vollzogen.
„Als ein DDR-Flüchtling um sein Leben kraulte“ titelte DIE WELT1 über die 25 Kilometer lange Flucht von Axel Mitbauer durch die Ostsee, die er 17. August 1969 erfolgreich nach knapp 10 Stunden gestalten konnte. Die DDR-Behörden hatten ihm 1969 quasi sein Leben genommen, als sie ihm ein lebenslanges Sportstättenverbot auferlegten, weil er bei einem Wettkampf Kontakt mit Westsportlern hatte und danach noch in Briefkontakt mit ihnen stand. Für einen Leistungssportler das gefühlte Todesurteil. DIE WELT beschreibt seine Situation wie folgt: „Ich wurde nach Berlin verschleppt und wochenlang festgehalten, erzählt er [Mitbauer, Anmerkung des Autors], von der größten Strafe aber erfährt er erst nach der Rückkehr nach Leipzig: Der DDR-Meister über 400 Meter wurde mit sofortiger Wirkung für alle Sportarten und Sportanlagen gesperrt – lebenslang. Spielt er im Park Fußball seinen Freunden, gilt das als Verstoß: Die Wiese war dann auf einmal eine Sportanlage.“
Der Blick braucht nicht (nur politisch) nach Ostdeutschland wandern. Wer seinen Job verliert, weil rationalisiert wird, wer „nur“ einen befristeten Job bekommt, wer keine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhält oder wer bei Beförderungen übergangen wird, hat scheinbar Gründe genug die Schuldfrage anderen zu übertragen ohne sich selbst ins Gebet zu nehmen. Schnell wir die Frage gestellt „Warum ich?“ statt „Was kann ich tun?“ oder „Was kann ich verändern?“. Die beiden letztgenannten Fragen zeugen von Selbstreflektion und einer selbstbestimmten Persönlichkeit.
Andere täuschen und belügen – ich sprechen nicht von der bewußten Handlung – wird eine Zeit lang gelingen. Aber mich selber beim Blick in den Spiegel? Bei allem Verständnis vor Schmerz-Vermeidungsstrategien und dem damit verbundenen Selbstschutz. Sie bieten keine Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung. Ich bleibe im Hamsterrad, vielleicht ohne es mir bewußt zu machen. Erfolgreiche Menschen dagegen habe die Gabe sich im Spiegel zu betrachten und mit sich selbst schonungslos ins Gericht zu gehen. Ja, das bedeutet auch unangenehme Wahrheiten offen anzusprechen und sie mir bewußt zu machen. Das kann schmerzhaft sein – ohne wird es meistens nicht gehen, um zur Freude zu gelangen.
Eigenverantwortung bedeutet sein eigenes Handel zu hinterfragen und hierfür im Positiven, wie Negativen die Verantwortung zu übernehmen. So entsteht persönliche Entwicklung. Der erfolgsorientierte Selbständige oder Arbeitnehmer wird immer die Frage stellen, was kann ich besser machen. Alles andere würde für ihn Stillstand bedeuten.
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ sagte Theodor W. Adorno in den wilden, ausklingenden 1960er Jahren. Wirkliche Veränderung ist frei von Selbstbetrug, sie zeugt von der Bereitschaft zur Veränderung und der damit verbundenen Entwicklung. Wer nicht aus seiner selbstgewählten Komfortzone (siehe auch Impulse 44/19) herauskommt, wird auf Dauer bequem, feist (körperlich und geistig) und ein Opfer seiner Selbst.
Empfindest du mitunter Mauern in deinem Denken? Fühlst du dich im Hamsterrad oder in der Sackgasse? Benötigst du eine neue Justierung deines Navigationssystems?
Du möchtest dich persönlich entwickeln, deine Weichen auf Erfolg stellen und beruflich vorankommen, dann können dir meine Einzelcoachings wertvolle Impulse geben.
Wundervolle Impulse für die nächsten 7 Tage.
Bleibe inspiriert.
Holger
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Bildquelle: picture-alliance/ dpa und picture-alliance / AKG
1Quelle: https://www.welt.de/sport/article13500299/Als-ein-DDR-Fluechtling-um-sein-Leben-kraulte.html
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