Wochen-Impulse 39/19
Die jährlich erscheinende Gallup-Studie dokumentiert über ihren Engagement-Index seit rund 20 Jahren, dass lediglich 15 % der Befragten mit ihrem Job glücklich und zufrieden sind. Vor diesem Hintergrund ist es aus meiner Sicht unabdingbar, dass bei der Berufs- und Arbeitgeberwahl Freude sowie Freiheit eine ganz entscheidende Priorität haben sollten. Experten, die sich seit Jahrzehnten mit Stress, Mobbing und Demotivation am Arbeitsplatz beschäftigen, haben über Studie herausgefunden, dass Heiterkeit und Weite im Hirn für mehr Produktivität und Glücksmomente sorgen.
„Dass Stress krank machen kann, ist längst bekannt. Aber nicht nur die Psyche leidet unter negativem Dauerstress, sondern auch der Körper. Mehrere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen einer hohen Stressbelastung und dem Erkranken an Demenz und Alzheimer“, sagt der Stressforscher und Arbeitspsychologe Tim Hagemann.
„Psychologisch entscheidend ist der wahrgenommene Handlungsspielraum, um eine Situation zu meistern. So sind beispielsweise Langzeitarbeitslose besonders gefährdet, psychisch und physisch an Stress zu erkranken, weil sie besonders häufig ihre Situation als nicht änderbar oder kontrollierbar ansehen“, sagt Hagemann.
Gestresste werden vergesslich, wirken zerstreut oder unruhig. Ein Tunnelblick entsteht – die Wahrnehmung ist eingeschränkt und nur auf die Stresssituation fokussiert. „Dann greift man auf Routinen zurück. Man spult dann eingeübtes Verhalten ab. Bei der Bundeswehr wird dieser Effekt bewusst genutzt. Auch Brandschutzübungen zielen darauf ab, für akute Stresssituationen Verhaltensroutinen auszubilden“, sagt Hagemann. Für normale Unternehmen, die leistungsstarke Mitarbeiter brauchen, ist das von Nachteil. Chronisch gestresste Mitarbeiter sind weniger leistungsfähig, weniger produktiv, weniger kreativ. Hält der Stress über mehrere Monate an, kann es sogar zum Absterben von Nervenzellen im Hippocampus kommen, hat der niederländische Neurobiologe Ron de Kloet entdeckt. Anders als Körperzellen werden sie nämlich nicht nachgebildet. „Wer sich jahrelang viel Stress zumutet, wird dadurch also gewissermaßen dümmer.“1
„Bei uns werden vor allem Kopfarbeiter gebraucht. Kreativität ist die Schlüsselressource der Zukunft. Das geistige Know-how ist unser großes Wettbewerbsplus. In wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaften ist ein engagierter, situativer, flexibler und hochwertiger Output gefragt. Doch Kreativität braucht Heiterkeit – und Weite im Hirn. Zwischen den Synapsen, den neuronalen Verbindungsstellen, muss es verstopfungsfrei fließen. Will heißen: Kopfarbeiter brauchen freundliche und inspirierende Chefs. Nur dann können und wollen sie ihr intellektuelles Potenzial dem Unternehmen voll und ganz zur Verfügung stellen.
Freundlichkeit als Führungstugend bewirkt weit mehr als Drohungen und Aggression. „Je größer die Angst, desto stärker ist die kognitive Leistungsfähigkeit des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Zustand mentalen Elends nehmen ziellose Gedanken unsere Aufmerksamkeit in Beschlag“, schreibt Daniel Goleman in seinem Buch „Soziale Intelligenz“. Haben wir Angst, fühlen wir uns klein und minderwertig, und das strahlt auf alles ab, was wir tun.2
„Langzeitarbeitslosigkeit wirkt auf die Persönlichkeit. Die Untersuchungen von Christopher J. Boyce von der Universität von Stirling in Schottland3 (Beteiligte: 6.769 deutsche Arbeitnehmer, von denen 210 ein bis vier Jahre arbeitslos blieben) deuten darauf hin, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit sogar regelrecht auf die Persönlichkeit auswirkt. Konkret: Wer über mehrere Monate oder Jahre ohne Job war, …
- … wurde unfreundlicher und weniger gut umgänglich.
- … verlor die Lust, wirklich hart zu arbeiten.
- … wurde weniger offen für neue Erfahrungen.“
Du hast nun noch einige zusätzliche Argumente erhalten, die dir sicherlich verdeutlicht haben wie wichtig es ist, dass der Job und das Unternehmen zu dir passen. So kannst auch du zu der kleinen Gruppe von Menschen zählen, die sich mit ihrer Arbeit und dem Unternehmen identifizieren. Du entscheidest.
Gefängnis der Gedanken.
Es gibt eine schlechte Nachricht: Die Gedanken sind nicht mehr frei, weil wir sie eingesperrt haben in einen festen Kokon aus Blockaden, Sorgen, Ängsten und Denkmustern.
Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes, Angst vor Repressalien und Existenzangst blockieren den einen oder anderen so stark, dass der Fokus nur noch auf diese Aspekte gerichtet ist und freies Denken unterdrückt wird. Das staatliche Alimentationssystem mit seinen ausführenden Organen fördert die Unterdrückung des selbstbestimmten und selbstreflektierten Denkens und Handels. Bedauerlicherweise scheint die Spezies Mensch ab einem gewissen Dauerdruck nicht mehr in der Lage zu sein, die Gedanken frei kreisen zu lassen.
Diesen Phänomen erlebe ich in meinen Workshops bei Menschen in Umbruchsituationen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind oder schon von ihr eingeholt wurden, vergleichsweise schnell. Je nach Persönlichkeitsstruktur ist das selbstbestimmte, reflektierte Denken unter der neuen, unbekannten Drucksituation verschüttet worden.
Angst frisst Hirn und blockiert freies Denken. Eine Mitarbeiterin, die über 30 Jahre in einem Handwerksunternehmen tätig ist, berichtete mir, dass sie die Atmosphäre im direkten Arbeitsumfeld, das ständige Getratsche der Kollegen und das Mobbing ihr gegenüber als unerträglich empfinde. Warum sie den Arbeitsplatz nicht gewechselt habe, fragte ich sie. Anfänglich war sie froh, diesen nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit zu haben und später war ihr die Sicherheit wichtiger als der Schmerz und die Energieverluste. Heute, mit knapp 60 Jahren, mag sie sich in Gedanken immer noch nicht mit ihrer 2. Karriere als Reiki-Meisterin beschäftigen. Sie sei abhängig vom Arbeitsplatz, sprich vom Lohn. Schade, wenn ich mich so blockiert habe, dass ich es mir nicht gestatte, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.Ähnliches erlebe ich in der Karriereberatung: Auf die Frage, was würden Sie gerne machen, wenn es keine Limitationen, keinerlei Einschränkungen gäbe? Welchen Job würden sie dann ausüben? Du erahnst, was kommt – nichts.
Wer über Jahre in seinem Trott lebt, vielleicht unreflektiert, möglicherweise auch noch ein knappes Budget hat und noch seine Familie glücklich machen soll, der hat den Kopf nicht frei für „freigeistige Spinnereien“. Verständlich, aber bedauerlich, weil schädlich für die persönliche Weiterentwicklung und Gesundheit.
Wer Freude an der Arbeit hat, wird weder kognitiv verkümmern, noch innerlich ausbrennen. Mache dich auf den Weg zu einer freudvollen Arbeit.
Der Text ist dem Karriere- und Bewerbungsratgeber „Bewerben ist wie Flirten. Einfach.“ entnommen.
Wundervolle Impulse für die nächsten 7 Tage.
Bleibe inspiriert.
Holger
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Bewerbungs-Workshop – der hat sich gewaschen! Für alle, die aus Ihrer Karriere mehr machen möchten oder die nach der Familienphase wieder durchstarten möchten. Schau doch mal rein.
Das Buch zum Workshop – für alle, die sich zeitgemäß und erfolgreich bewerben wollen. “Bewerben ist wie Flirten. Einfach.”
1 Quelle: Zeit Online, Von Tina Groll, 23. August 2012, http://www.zeit.de/karriere/2012-08/stress-gesundheit-gehirnleistung
2 Quelle: Werte und Wandel, Anne M. Schüller, http://werteundwandel.de/inhalte/der-groesste-erfolgskiller-ist-angst/
3 Quelle: Karriere Bibel, Jochen Mai am 29. August 2015, http://karrierebibel.de/langzeitarbeitslosigkeit/ sowie http://www.huffingtonpost.de/daniel-mulec/wer-denkt-an-die-psyche-d_b_9820160.html
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