Einfach Karriere – Wochen-Impulse 77/ 2020
Unter Eigenverantwortung versteht man die Verpflichtung des Einzelnen, für die Folgen seines Handelns selbst einzustehen (Verantwortungsethik).1 Jeder ist selbst dafür verantwortlich ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Das mag zunächst recht einfach klingen, doch gerade in der heutigen Zeit kann das schon zu einer Herausforderung werden.
Eigenverantwortliches Handeln setzt die Möglichkeit voraus, Handlungswege und -ziele selbst zu bestimmen. Dies hängt zum einen von seinen Informationen, seinem Wissen und seinen Fähigkeiten ab. Darüber hinaus bestimmen die vorhandenen Infrastrukturen und Ressourcen sowie die herrschenden sozialen Werte und Normen maßgeblich, in welchem Ausmaß Eigenverantwortung möglich ist. Auf diese Rahmenbedingungen haben Politik, Gesellschaft und Sozialisationsinstanzen wie Schulen, Familien, Medien und Kirchen einen großen Einfluss.
Eigenverantwortlich zu sein lässt sich lernen. Die eigenen Denkmuster und Glaubenssätze zu verändern und selbstbestimmt zu agieren kann jeder lernen, wenn er will. Für den einen oder anderen liegt die Hürde, weil Schuld bei anderen abladen meist als der einfachere Weg erscheint. Doch Eigenverantwortung übernehmen, bedeutet die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und sich unabhängig von Umständen und Personen zu machen.
Eigenverantwortung führt zu innerer Stärke. Voraussetzung dafür ist allerdings aktives, eigenverantwortliches Handeln. Zustände müssen nicht hingenommen, Umstände nicht als gegeben betrachtet werden. Eigenverantwortung zu übernehmen, heißt daher auch:
- Bewusst Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen.
- Darauf zu achten, dass es mir emotional und mental gut geht.
- Für einen entspannenden Ausgleich zum Beruf zu sorgen.
Insbesondere im beruflichen Alltag kann es ein Spagat sein auf sich selbst zu achten, für gute Energie und Ausgleich zu sorgen. Gefühlte und tatsächliche Dauererreichbarkeit durch digitale Medien, der subjektiv wahrgenommene Druck sofort antworten und handeln zu müssen führt dauerhaft zu gesundheitlichen Schäden. Meine Verantwortung ist es für mein Wohlbefinden und für Achtsamkeit zu sorgen. Was zunächst schwierig erscheint, wird im Tun einfacher. Das berufliche Handy Zuhause ausstellen, keine eMails mehr lesen, wirkt entlastend, wenn ich das mal konsequent einige Tage gemacht habe. Die Welt hat sich dennoch weitergedreht.
Insbesondere in unfreiwilligen Veränderungssituationen – wie Kündigung oder Insolvenz – ist es wichtig die Situation anzunehmen, zu reflektieren und für das vergangene, wie das zukünftige Handeln Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet auch die Schuld nicht einfach blind auf den Chef, das Unternehmen oder die Welt zu schieben.
Eigenverantwortung (auch Selbstverantwortung) ist nicht nur in einem Veränderungsprozeß wichtig, sondern generell im Leben. Zu erkennen, dass ich der Master meines Lebens bin, fällt nicht immer leicht. Je nach Sozialisation wurde möglicherweise bei Probleme im Elternhaus einem unbekannten Dritten oder pauschal der Politik die Schuld zugewiesen. Das zeugt nicht von reflektiertem Erwachsenen Handeln, auch wenn es zunächst vielleicht nachvollziehbar scheint, weil es scheinbar keine Möglichkeit der Einflussnahme gibt. Aber ist das wirklich so? Das Leben in seiner ganze Fülle und Breite anzunehmen, heißt auch die Verantwortung dafür zu übernehmen. Das ist nicht immer einfach, insbesondere, wenn ich es nicht gelernt habe oder mein Selbstbewusstsein einen Knacks bekommen hat.
Eigenverantwortung beinhaltet auch Entscheidungen zu treffen. Auch das ist nicht immer leicht. Aber keine Entscheidung zu treffen ist auch eine – für den Fortbestand des Derzeitigen. Bequem, aber gut? Je mehr Informationen mir vorliegen, um so einfacher kann ich entscheiden. Für die Richtigkeit gibt es keine Garantie. Durch die Ent-Scheidung trenne ich mich, scheide ich mich von Altem. Ich lasse los – nur so habe ich wieder die Hände frei, um Neues anzufassen. Ein Blick zurück sorgt lediglich für Zweifel, die nicht helfen die neue Aufgabe vollen Herzens anzunehmen.
Wer schon mal in einen Stau auf der Autobahn gefahren ist, kennt die Situation. Innerlich fluchst du, vielleicht auch laut, weil du schnell zu deinen Ziel möchtest. Im Schneckentempo bewegst du dich vorwärts, in der Ferne siehst du ein Ausfahrtsschild. Vielleicht fährst du schon mal auf die mittlere Spur, um alle Optionen zu haben. Meter für Meter beim Vorrollen überlegst du, abfahren oder bleiben, abfahren oder bleiben. Die Ausfaht ist nur noch 300 Meter entfernt. Wie entscheidest du dich? Für welchen Weg auch immer du dich entscheidest, du wirst im nachhinein nicht wissen, welche Strecke dich schneller zum Ziel geführt hätte.
Der Aufhebungsvertrag vom Arbeitsgeber liegt unterzeichnet vor dir. In den Wochen und vielleicht Monaten zuvor hast du mit dir gerungen, den Markt analysiert, dich in einer Outplacement-Beratung reflektiert, dein Profil geschärft und nun kommen doch nochmals Zweifel hoch. Mit der Unterschrift unter den Vertrag bekommt dein bisheriges Leben eine Wendung, eine Endgültigkeit bezogen auf den bisherigen Job. Wie wird es weitergehen? Du hast für dich mit der Entscheidung zu unterschreiben Verantwortung übernommen. Richte alle Energie positiv auf die Zukunft.
Wundervolle Impulse für die nächste Woche.
Bleibe inspiriert.
Holger
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1 Quelle: https://www.wirtschaftundschule.de/wirtschaftslexikon/e/eigenverantwortung/
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