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Exerzitien at Home – ein Selbstversuch, Teil 2

Felix´s Impulse 87/ 2021

Mein Selbstversuch zu Home-Exerzitien, Teil 2, zeigt dass es allerdings ein paar Fallstricke gibt, die das Schweigen und die Ruhe erschweren.

Antrieb1

Ruhe Erholung und den Kopf frei bekommen waren und sind meine Triebfedern für mein großes Schweigen auf Zeit. Dadurch erhoffe ich mir Energie, Kraft und Kreativität für die Herausforderungen in 2021.

Exerzitien bedeuten für mich bewusste temporäre Auszeit und das Ausblenden von äußeren Reizen die zu einer Dauerbeschallung geworden sind. Reizarmut durch freiwilligen Verzicht auf:

  • Mediale Impulse
  • Menschliche Kontakte und Gespräche
  • Lesen jeglicher Art von Texten
  • Arbeit in jeglicher Form

Einzig Konzentration und Fokussierung auf mich selbst für die Reise zu mir. Was auch immer ich nun von meinen Home-Exerzitien mitnehme, werde ich sehen; vielleicht:

  • Innere Ruhe und Entschleunigung
  • Entrümpelung des Geistes und somit
  • Klarheit
  • Neue Leichtigkeit und Kreativität
  • Ohne Erwartungshaltung, ohne Erfolgsdruck

Es kommt, was kommt. Was nicht kommt, kommt (noch) nicht.

Ohne Arbeit ist es langweilig. Abschalten und nicht Nichtstun fällt mir in der Tat schwer, es ist eine echte Herausforderung für mich. Das gilt generell, aber auch jetzt bei meinen Home-Exerzitien im Besonderen.

Meditation

Meine Augen-auf-Meditation, bei der ich mich auf das Blaue Fenster (mein Meditations-Fenster/ Bild) oder einen Bildausschnitt fokussiere, mache ich mannigfaltige Erfahrungen. Still sitzen und bewegungslos erstarrt eine Stunde plusminus auszuhalten, ohne ständig auf die Uhr zu schauen, ist die erste Herausforderung. Die Augen dauerhaft zu fokussieren, die Zweite. Das Gefühl für Zeit geht völlig verloren, mal glaubst du eine Stunde müsste schon um sein, es war jedoch nur eine gute halbe. Es kann aber auch das Gegenteil passieren. Das ertragen können des Nichtstun in seiner brutalen Konsequenz ist für mich fordernd.

Lässt du dich auf diese Form der Meditation ein, werden die Gedanken kommen und gehen. Welche auch immer. Selbst, wenn du mal über bekannte Themen quasi bewusst sinnierst, werden auch diese sich nach einer Zeit verabschieden. Mal sind sie flüchtig, mal verharren sie länger. Sie kommen und gehen mit der Zeit. Die Gedanken sind in der Tat frei. Nicht nur bei dieser Meditationsform.

Bei der themenfreie Meditation, wie auch generell in den Tagen der Ruhe und des Schweigens, hilft die Bereitschaft plötzlich ungeplante Themen serviert zu bekommen. Es kann sein, dass sich etwas löst, ein Thema nach oben kommt, mit dem ich nicht gerechnet habe. Das kann ein positives, aber auch ein negatives sein. Jetzt ist es an mir, wie ich damit umgehe. Auch hier ist es förderlich und hilfreich mit Offenheit und Handlungsbereitschaft an die „Erleuchtung“ zu gehen.

Ungeachtet dessen habe ich festgestellt, dass Themen-Meditationen, z.B. über Liebe, Gesundheit, Erfolg, Karriere, etc. besser mit geschlossenen Augen funktionieren. Es findet kein visueller Reiz statt und damit keine Ablenkung. Wo ich kann, unterbinde ich auch akustische Reize. In meinem Fall das Ticken der Küchenuhr.

Lange Tage und Leere

Nichtstun fällt mir soeben auf, ist eine Herausforderung. Wahrscheinlich kann ich deshalb auch nicht den ganzen Tag nur am Strand liegen und in die Sonne brutzeln. Meditationen sind sehr wohl Tätigkeiten. Allerdings ungewohnte.

Meditation findet in Ruhe, im Verharren und Schweigen statt. Das ist für einen immer aktiven Menschen, der gerne arbeitet und sich immer produktiv zu beschäftigen weiß, durchaus ungewohnt.Wir haben jetzt 16 Uhr, der 4. Tag meiner Exerzitien läuft. Eine leichte Traurigkeit hat mich ergriffen. Die Nachmittage und Abende haben eine gewisse Länge. Es wird mir erneut bewusst, dass mir Abwechslung fehlt. Sollte ich, wie ich es vor zehn Jahren im Kloster auch gemacht habe, spazieren gehen? Damit entfällt auch die räumliche Enge.

Am frühen Abend habe ich bei meiner Meditation plötzlich Leere verspürt. Es kamen keine Gedanken und es gingen keine Gedanken. Als ich die Augen schloss blieb diese Gedankenleere. Selbst beim Klimpern mit den Augen.

Mir war etwas unheimlich dabei. Ich verspürte eine Schwere und eine wohlige Müdigkeit und Leere. Als ich mich Zwang zu denken und den Fokus brach, kamen wieder Bilder, Gedankenfetzen. Später habe ich versucht die Situation nachzustellen. Bei starker Fokussierung stellte sich eine Gedankenleere erneut ein. Sobals ich jedoch an „Leere“ dachte, war es mit der Leere vorbei. Der Begriff war Gedanken geworden. Gleiches erlebte ich, wenn ich nichts dachte und mir dieses bewusst machte, z. B. kein Gedanken zu haben. Schwupps waren diese Worte im Gedankenspiel. Aber nur diese. Sonstige Gedankenfetzen gab es nicht, auch keine Bilder.

Die Reproduktion war mit offenen und geschlossenen Augen möglich, ohne dabei die tiefgehende Leere zu empfinden, wie beim ersten Mal. Auch fehlte das Erschreckende oder Irritierende. Vielleicht bedarf es eines bestimmten Schwingungszustände um das Erlebnis genießen zu können. Alphawellen vielleicht?

Vorfreude

Worauf ich mich wirklich freue, ist mit mein Vater zu telefonieren und ihn einen Tag später wieder in den Arm nehmen zu können. Mit ihm dann auf das neue Jahr anzustoßen. Das zaubert ein Lächeln in mein Gesicht und erzeugt eine Vorfreude.

Im dritten und letzten Teil, am 28. Februar 2021, erzähle ich euch vom Unterschied zwischen Exerzitien im Kloster und Home-Exerzitien sowie über Glaubenssätze und neue-alte Orientierung.

Wundervolle Impulse für die nächste Woche.

Bleibe inspiriert.

Holger

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1 Auszug aus dem Exerzitien-Tagebuch – Anmerkung
Die Inhalte im Exerzitien Tagebuch sind thematisch nicht geordnet, eher willkürliche, da sie „lediglich“ die Niederschrift meiner jeweiligen Gedanken waren. Für die Lesefreundlichkeit habe ich sie aus dem zeitlichen Kontext gerissen und in einen thematischen überführt. So ist hoffentlich ein sachlogischer Zusammenhang entstanden.