Wochen-Impulse

Humankapital oder der Mensch als Ware

Felix´s Impulse 117/ 2023

Unternehmer und Führungskräfte, die nur in Gewinnmaximierung (auch die eigene) denken, sehen im Mitarbeiter menschliches Kapital, was von links nach rechts verschoben werden kann. Ganze Fabriken werden von West nach Ost verpflanzt, um Profite zu maximieren. Diese Form des Kapitalismus amerikanischer Prägung hat insbesondere bei Konzernen und international agierenden Unternehmen die soziale Marktwirtschaft leider abgelöst. Das neue, zeitgemäße Erfolgsmodell der Wirtschaft sollte Gemeinwohl- und Mitarbeiterorientierung heißen.

Die Zeitenwende ist nur noch nicht bei ausreichend vielen Unternehmen angekommen. Obwohl der Denkansatz ein „alter Hut“ ist. Bereits 1950 verkündete George Merck Junior (Sohn des Unternehmensgründers) die Unternehmensphilosophie in der es u.a. heißt: „Versuchen wir uns immer im Bewusstsein zu halten, dass die Medizin im Dienste des Patienten steht … und nicht im Dienst des Profits. Die Profite kommen von selbst und sie sind – solange wir uns an diese Regel gehalten haben – noch nie ausgeblieben. Je mehr wir sie beherzigen, desto besser fielen unsere Profite aus.1 Wer die richtigen Mitarbeiter für die passende Position einstellt und auf deren Leidenschaft setzt, wird automatisch, sozusagen von innen heraus, seine Profitabilität steigern.

Unternehmen, die Mitarbeiter als Humankapital (Unwort des Jahres 20042, Begründung: „Der Begriff degradiert nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt zu nur noch ökonomisch interessanten Größen.“) und Verschiebeobjekte ansehen, werden die Potentiale der Mitarbeiter nicht vollumfänglich schöpfen können. In diesen Unternehmen herrscht häufig Unmut, Unlust und ein schlechtes Arbeitsklima. Die Identifikation mit dem Arbeitgeber reduziert sich auf die Zahlung des monatlichen Schmerzensgeldes. In meinen Beratungen hören und erlebe ich das Geschilderte leider viel zu häufig.

Umso schöner, dass auch namhafte Mittelständler (Elobau, Vaude, Sparda Bank München, BKK ProVita oder Polarstern ) aus unterschiedlichen Branchen beweisen, dass sich Unternehmensziele, die sich an Nachhaltigkeit, Gemeinwohl und Mitarbeitern orientieren am Markt erfolgreich agieren können. Mitarbeiter, die wirklich, nicht nur auf dem Papier, wertgeschätzt und in Entscheidungen mit einbezogen werden, arbeiten automatisch produktiver. Sie sind mit Freude bei der Arbeit. Krankenstand und Fluktuation reduzieren sich auf ein Minimum. Was ist das Ergebnis? Persönlichkeitsentwicklung für den Einzelnen und Wachstum – auch monetär – für das Unternehmen. Der Gewinn kommt automatisch, sagte bereits Merck 1950.

Dauerhafte Spitzenunternehmen existieren nicht nur, um die Taschen der Shareholder zu füllen. Für ein echtes Spitzenunternehmen sind Geld und Gewinne nichts anderes als Blut und Wasser für einen gesunden Körper: Sie sind zwar lebenswichtig, machen aber nicht das Wesentliche im Leben aus.3

Wohl wissend, dass der Begriff „Humankapital“ auch positiv gedeutet werden kann, stört mich die Verbindung von Mensch als Kapital. Da deutsche Begriffe auch in der Personalersprache eher unchick sind, ist Human Resources weniger bilanzorientiert und für mich stimmiger. Am schönsten sind für mich Umschreibungen wie „unsere Mitarbeiter sind das wichtigste, was wir haben“. Wenn auch noch eine gelebte Mitarbeiterorientierung im Unternehmen hinzu kommt, steht einer positiven Transformation der Wirtschaft nichts mehr im Wege.

Wundervolle Impulse für die nächste Woche.

Bleibe inspiriert.

Holger

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1George W. Merck, Redeim Medical College of Virginia at Richmond, 01.12.1950, Merck & Company Historical Archives

2Quelle: https://unwortdesjahres.org/ und https://de.wikipedia.org/wiki/Unwort_des_Jahres_%28Deutschland%29

3Jim Collins, Der Weg zu den Besten, Campus Verlag, Frankfurt 2011, Seite 219

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