Wochen-Impulse

Stress macht gesund und fördert das Selbstbewusstsein

Wochen-Impulse 49/2019

Ein Kollege oder ein Freund erzählt er habe Stress. Schwups bekommen wir einen mitleidigen Ton und bedauern ihn für die viele Arbeit, die vielen Termine oder seine private Sizuation. Im allgemeinen Sprachgebrauch scheint Stress überwiegend negativ belegt zu sein. Warum eigentlich?

„Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Urteile und Meinungen über die Dinge,“ soll Epiktet (50-120 n.Chr.) bereits vor knapp 2.000 Jahren gesagt haben.

Es scheint gesellschaftlich von Bedeutung zu sein von sich sagen zu können, „ich habe Stress“. Dann gehöre ich dazu – zu denjenigen die „viel“ arbeiten, die „wichtig“ sind oder einfach Worte des Mitgefühls hören möchten. Ich empfinde diese Art des Small-Talks als unangenehm und überzogen. Zumal Stress auch positiv sein kann. Wie soll er denn in solchen Gesprächen verstanden werden?

Den aus dem Englischen stammenden Begriff Stress kann man mit Druck, Spannung oder Belastung übersetzen. Je nach Betrachtungsweise sind die Begriffe eher positiv oder nagativ belegt. Die AOK schreibt hierzu auf Ihrer Webseite folgendes: „Disstress wird auch als negativer Stress bezeichnet. „Dis“ ist eine lateinische Vorsilbe und steht für „schlecht“. Er ist mit all seinen negativen körperlichen, geistigen und seelischen Folgen für den Betroffenen über einen längeren Zeitraum derart belastend, dass er schließlich zu einem Burnout führen kann.

Eustress ist von einer griechischen Vorsilbe abgeleitet. „Eu“ steht für „gut“. Diese Art von Stress wird in der Regel nicht als Belastung empfunden. Es handelt sich dabei meist um Tätigkeiten, die einem besonders viel Spaß machen und die man mit großer Leidenschaft ausführt. Hier kann Stress belebend wirken und die Leistungsfähigkeit sogar befördern.“1

Eustress Distress
-kurzfristige Anspannungsereignisse -langfristige, wiederkehrende Überlastungen
-Fordert Sie heraus, aber Sie wissen, wie Sie die Situation bewältigen können. -Überfordert Sie, weil Sie sich hilflos und handlungsunfähig fühlen.
-Sie sind leistungsfähiger und können zusätzliche Kräfte aktivieren. -Sie sind gehemmt und blockiert, Probleme können Sie nicht mehr rational lösen.
-wechselt sich mit Entspannung ab -Entspannungsphasen fehlen
-macht Sie optimistisch, glücklich und stark -macht Sie ängstlich, gereizt und erschöpft

Tabelle Vergleich Eu- und Distress2

Wer sich die beiden Begriffe richtig merken möchte und sie nicht aus dem griechischen ableiten kann, hier meine Eselsbrücke: EuPhorie ist positiv, damit ist es EuStress auch.

Ich empfinde Stress – Zeitdruck, Arbeitsdruck – als ausgesprochen motivierend und antreibend. Eine gewisse Portion Druck sorgt bei mir dafür, dass ich zu Höchstleistungen auflaufe. Dieser verleiht mir auch ohne einen Energiedrink Flügel. Dazu gehören beispielsweise auch die aufgeregte Anspannung vor einem Marathon oder die Nervosität vor einem Workshop oder einem Vortrag. Nach erfolgreicher Beendigung gibt es die Belohnung in Form von Glückshormonen, die im Körper Polka tanzen und einen Zustand des Glücklichseins.

„Stress entsteht jedoch nicht nur aufgrund der Beschaffenheit einer Situation, sondern vor allem aufgrund der Bewertung dieser Situation durch einen Menschen. Beim Auftreten eines Ereignisses entscheidet der Mensch also zunächst einmal im Kopf, ob dieses Ereignis für sein Wohlbefinden bedeutsam ist und welche Ressourcen er zur Verfügung hat, um es zu bewältigen. Schätzen wir eine Situation als bedrohlich ein, werden schließlich Mechanismen in Gang gesetzt, die uns körperlich und geistig leistungsfähig machen sollen.“3

Zum negativem Stress gehören alle Anforderungen und Situationen, die als negativ empfunden werden. Dauererreichbarkeit durch die Digitalisierung, Doppelbelastung durch Kind und Beruf sowie Zukunftsängste durch unsichere Arbeitsverhältnisse sind heutzutage übliche Ursachen für Stress. Auslöser können unterschiedlichste Anforderungen des täglichen Lebens sein. Zu enge Zeitfenster, zu viele Aufgaben, zu viel Leistungsdruck und dazu noch zu wenig Zeit zum Ausspannen sind ebenso Stressoren wie zwischenmenschliche Konflikte durch ungelöste Probleme, Trennungen und Verlusterfahrungen.

Die Folgen: Überlastung, Leere, Müdigkeit, Ausgebrandsein und eine Vielzahl an körperlichen Auswirkungen, wie z.B. Bluthochdruck und Burnout.

Methoden zur Stressbewältigung

Es gibt keine allgemein gültige Lösung zum Umgang mit Stress, dies ist immer sehr individuell. Die möglichen Methoden müssen den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden, damit sie optimal wirken. Ein mögliches Problem beim Stressmanagement könnte in meiner Person liege. Bin ich nicht bereit mich zu verändern, muss das Umfeld verändert werden. Auch das wird nur funktionieren, wenn ich mir ein Neues suche. Wichtig ist in jedem Fall die Stress-Ursachen zu erkennen, um dann die Summe der Stressoren und ihre Dosis zu verringern.

„Stress fordert uns auf, uns neu anzupassen, unseren Lebenswandel zu verändern und unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen. Stress fordert uns heraus, uns selbst zu erforschen.“4

Die folgenden Verhaltensweisen können dir helfen Distress zu vermeiden:

  1. Negative Gegebenheiten akzeptieren
  2. Perfektionistisches Denken vermeiden
  3. Lernen „Nein“ zu sagen
  4. Sich nicht für alles verantwortlich machen
  5. Nicht ständig erreichbar sein
  6. Die eigene Leistung wertschätzen
  7. Seine Gesundheit in den Vordergrund stellen
  8. Sich eine Auszeit gönnen
  9. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährungsweise verfolgen

„Stressbewältigung lässt sich als die Gesamtheit aller Bemühungen und Anstrengungen einer Person beschreiben, die sich in einer wichtigen und auch überfordernden sowie belastenden Situation befindet, in der sie nicht überentsprechende individuelle Anpassungsmöglichkeiten verfügt.“5

Grafik Veranschaulichung des Stressmodells von Richard Lazarus 6

Es gilt als erwiesen, dass Stress nicht nur krank macht. Eustress sorgt durch die Bewältigung der gestellten Aufgaben für ein gestärktes Selbstbewusstsein und zukünftig für eine optimistische Herangehensweise an neue Herausforderungen. Diese innere Ruhe und Überzeugung lässt deutlich weniger Raum für Distress.

Wie gehst du mit Stress um? Hast du überwiegend Eu- oder Distress?

Wundervolle Impulse für die nächsten 7 Tage.

Bleibe inspiriert.

Holger

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1 Quelle: https://aok-erleben.de/wenn-stress-krank-macht-unterschied-zwischen-eustress-und-distress/

2 Quelle: https://www.netdoktor.de/stress/distress-und-eustress/

3 Quelle: https://www.mediclin.de/Portaldata/2/Resources/pdf_cp/zielgruppe_patienten/flyer_und_broschueren/Stress.pdf

4 Zitat: Ina Jachmann, TSBerlin / www.tsberlin.de

5 Zitat: Psychologen Richard Lazarus

6 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stressmodell_von_Lazarus