Einfach Karriere. Wochen-Impulse 62/ 2020.
Die Vorboten gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen kommen in diesem Jahr mit dem Frühling. Und sie kommen machtvoll, ohne Rücksicht auf den Einzelnen und nicht wirklich planbar. In Krisenzeiten, wie diesen, zeigt sich wie jeder von uns mit Veränderungen, inbesondere mit erzwungenen Veränderungen, umgeht.
Je nach Persönlichkeit und eigenem Erfahrungsschatz gehen wir unterschiedlich mit neuen, unbekannten Situationen um. Auf der einen Seite sind die Unerschrockenen, die Neugierigen, auf der anderen Seite die Unsicheren und Ängstlichen. Das Neue hat für den Einen den Reiz neue Erfahrungen machen zu können, vielleicht auch Abwechslung in den Alltag zu bringen. Für den Anderen ist es eher mit unangenehmen Gefühlen verbunden, weil die Sicherheit des Gewohnten fehlt und die Komfortzone verlassen werden muss.
Die letztere Gruppe kann für sich Veränderungen höchstens in homöopathischen Dosen akzeptieren und bitte dann auch noch schön langsam. Der Wille etwas zu verändern ist nahezu nicht vorhanden. Warum auch? Alles ist doch gewohnt eingespielt. Da die Übung im Umgang mit veränderten Lebensbedingungen fehlt, stellt sich bei Neuem gerne und schnell ein Gefühlt der Angst (Existenz- und Verlust-Angst) und Ablehnung ein.
Couchpotatoes lieben ihre Komfortzone und sehen keinen Grund an dieser bequemen Situation etwas zu ändern. Richtig unangenehm wird es, wenn sie von außen gezwungen werden. Eine bevorstehende Kündigungswelle beim Arbeitgeber, der Partner kündigt seinen Abschied aus den gemeinsamen vier Wänden an oder eine plötzliche, schwere Erkrankung sorgen für den Zwangs-Umzug von der liebgewonnenen Coach auf die „Lange Bank“ und später auf den harten Boden der Realität. Welch ein Schmerz.
Wo die einen den Beifahrersitz wählen, entscheiden sich die anderen für den Fahrersitz. Die Fahrt aktiv gestalten, heißt auch das Leben in den eigenen Händen halten, ein Stück Freiheit geniessen und selber entscheiden, wann ich schneller fahre, wann ich abbiege oder wann ich eine Pause einlege.
Situationen die ich beeinflussen kann, nehmen die Schwere und nehmen Ballast von den Schultern. Um im Bild zu bleiben, der unerwartete Stau auf der Autobahn kann eine Änderung meiner Fahrtroute nötig machen. Mein Umgang mit der neuen Gegebenheiten bestimmt, wie ich mich fühle. Falls ich von der Straße abfahre und kein Navi habe, verfahre ich mich im schlimmsten Fall und komme später am Ziel an. Im anderen Fall bleibe ich auf der Autobahn und warte bis sich der Stau aufgelöst hat. Welche Entscheidung die richtige war, werde ich nie erfahren. Viel wichtiger ist das Gefühl zu haben aktiv durch meine Entscheidung Einfluss nehmen zu können.
Veränderungen sind die einzigen Konstanten in unserer schnelllebigen Zeit. Wer es schafft sich bewusst und schnell auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen, dürfte weniger anfällig für Erkrankungen sein. Angst vor Verlust, Sorgen vor dem unbekannten Morgen, Zweifel und Unsicherheit nagen dauerhaft an meiner physischen und psychischen Gesundheit.
Beeinflussbare Veränderungen erscheinen uns angenehmer, weil sie persönlich gestaltbar, änderbar, eben zu beeinflussen sind. Auf den ersten Blick sind das selbstgewählte Veränderungen. Aber stimmt das überhaupt? Kann ich nicht auch fremdbestimmte, erzwungene Veränderungen beeinflussen?
Veränderungs-Szenarien
Durch meine jahrzehntelange Erfahrung in der Veränderungsbegleitung konnte ich bei meinen Kunden unterschiedliche Phänomene feststellen. Coachées, denen beispielsweise von heute auf morgen gekündigt wurde, haben persönlichkeitsbedingt eine typgerechte Strategie entwickelt. Sie stellen sich den Problemen, sie dramatisieren oder verleugnen, versinken in Selbstmitleid oder suchen nach einer zielgerichteten Lösung.
Nach der verständlichen Schockstarre geht rund ein Drittel in den Aktiv-Modus über und beginnt diese unschöne Situation zu reflektieren und im Folgenden zu gestalten. Das zweite Drittel lebt zunächst in dieser Erstarrung und Angst weiter bis das Erwachen kommt, um dann das Leben wieder aktiv in die Hand zu nehmen. Und es gibt die letzte Gruppe, die sich der Vogelstrauß-Mentalität unterwirft und den Kopf in den Sand steckt. Verleugnung der Veränderung, das Negieren dieser Situation, gepaart mit Verlust- und Existenz-Angst, läßt diese Menschen in der passiven Rolle verharren. Sie wünschen sich ihre Komfortzone zurück und können die Veränderung nicht akzeptieren. Ihr Blick ist durch eine Nebelwand wie verschleiert, Dunkelheit umgibt ihre Gedanken und freies Denken, selbstbestimmtes Handeln ist wie eingefroren.
Um die gestellte Frage final zu beantworten: Ja, jeder kann auch eine fremdverursachte Veränderung gestalten. Jeder entscheidet durch Abwägung, durch Reflektion bewußt und unbewußt (leider zu oft) was er wann und wie tut. Durch meine Einstellung gestalte ich einen entspannten, positiven Umgang mit veränderten Rahmenbedingungen. Damit passe ich mich der neuen Situation an und kann diese im Rahmen meiner Möglichkeiten, wie jetzt bei den Ausgangsbeschränkungen, gestalten. Diejenigen, die die Verantwortung für Entscheidungen abgeben, erleben Veränderungen passiv, weil sie gezwungen verändert werden.
Das positive Annehmen von Veränderung ist wiederum ein meistens langjähriger Veränderungsprozess im Rahmen der eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Immer beginnt er mit der schonungslosen Akzeptanz der neuen Zeiten.
In der nächsten Woche werfe ich mit euch einen Blick in die vier Räume der Veränderung. Eine interessante Wohnung, bei der immer nur ein Zimmer bewohnt wird. Seit gespannt.
Wundervolle Impulse für die nächste Woche.
Bleibe inspiriert und gesund.
Holger
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