Felix´s Impulse 122/ 2023
Wer beginnt seinen Hausbau mit dem Dachgeschoss? Niemand. Es wird zuerst ein Fundament geplant und gebaut, darauf nachhaltig das Haus errichtet. Wie sieht es in Unternehmen beim wichtigen Thema Recruitment aus?
Wer die Stellenportale und in die Sozialen Medien verfolgt, wird eine gesteigene Anzahl an Stellenangeboten für Recruiter beobachtet haben. Dass dieser Teil des Personalwesens zu einem strategischen geworden ist, wie im Grunde das gesamte HR, ist nachvollziehbar. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels können diese Personalfinder Gold wert sein. Schließlich ist der Mitarbeiter im Allgemeinen und die Personaler im Besonderen doch das wichtigste, was ein Unternehmen hat und ausmacht. Sie bringen Produktivität, Kreativität und ihree Persönlichkeit ein. Erst dadurch wird ein Unternehmen zu einem Unternehmen.
Könnte es sein, dass so viele Recruiter gebraucht werden, weil es bei dem einen oder anderen Unternehmen kein solides Fundament gibt? Was bringt es einem Unternehmen, wenn die meistens jungen, hochmotivierten Mitarbeiter ins Feld ziehen, um neue Kollegen anzuheuern, wenn auf der anderen Seite hoher Fluktuation, Krankenstand und nicht ausgeschöpfte Mitarbeiterpotential die Grundpfeiler erschüttern und eine eigene Geschichte erzählen? An den Symptomen rumdoktern ist so wirksam, wie dauerhaft Schmerztabletten einzuwerfen ohne an die Ursachen zu gehen.
Gründe für die genannten Sympthome sind u.a. schlechte Führungskräfte, falsch besetzte Positionen und Mitarbeiter, die mit innerer Kündigung arbeiten – die Gallup Studie 2022 spricht Bände. Fehlende Mitarbeiterzufriedenheit kann auch eine Ursache in nicht gelebten, aber postulierten Werten haben. Diese Unternehmenskultur vermittelt nicht wirklich warum überhaupt jemand bei dem Unternehmen anheuern soll. Das steigert die Attraktivität als Arbeitgeber nicht wirklich. Wie soll der Recruiter bei den Rahmenbedingungen die Lösung sein?
Die Menschenfänger haben es bei Arbeitgebern einfacher, die eine echte Marke sind und das auch ausstrahlen. Der zukünftige Mitarbeiter profitiert auch davon, wenn im Unternehmen Werte gelebt werden und Mitarbeiter tatsächlich im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus sorgt computergestütztes Skillmanagement für eine optimale Unterstützung bei der Mitarbeitergewinnung und -entwicklung. Basis sind für alle aktuellen und zukünftigen Positionen eine Arbeitsplatzbeschreibung auf Grundlage von notwendigen Hard- und Soft-Skills. Diese können beispielsweise im Team erarbeitet und in der HR-Datenbank hinterlegt werden. Das hilft beim Abgleichen. Auf diesem Fundament wird Recruitment und Personalentwicklung deutlich einfacher und viel Zeit, wie Geld werden gespart. Das macht attraktiv.
Am Rande noch ein paar wunderschöne Stilblüten aus dem bundesdeutschen Personalwesen. Natürlich immer verpackt in wunderbare Anglizismen. Jüngst in einen Konzern erlebt – ich war glücklicherweise nur Beobachter: Die Personalabteilung schottet sich ab, ist nicht per Telefon oder Mail für etwaiige Nachfragen erreichbar, der Empfang hält die Mauer aufrecht, Bilder von den Damen und Herren im HR gibt es sowieso nicht, aber es wird von “Candidate Experience” auf der Karriereseite geschrieben. Das fängt ja gut an.
- Active Sourcing
- Applicant Tracking System
- Candidate Experience & Journey
- Kandidaten-Albtraum 😉
- Key Performance Indicator
- Re- und Up-Skilling
Und ich habe geglaubt, dass nicht diese englischen Begriffe, sondern deren Inhalt, noch besser das notwendige Handeln im Personalwesen die positive Lösung bringt – natürlich auf einem soliden Fundament. Ein Branchenlatein zu beherrschen sagt nichts über die fachliche Qualifikation des Nutzers oder die Mitarbeiterorientierung eines Arbeitgebers aus.
Fazit: Wer nicht weiß, was er bietet, hat nichts zu bieten. Ein Arbeitgeber ohne einen klaren USP, ohne sinnstiftende Produkte oder Dienstleistungen, ist unsexy. Viel schlimmer, er ist austauschbar. Unternehmen ohne ein stabiles, nachhaltiges Fundament aus gelebten Werten und einer klaren Arbeitgeber-Marke (Employer Branding) werden auf Dauer keine guten Mitarbeiter finden, trotz aktiven Recruitment. Fachkräfte suchen sich zunehmend bewusst ihren Arbeitgeber aus – gut so.
Wundervolle Impulse für die nächste Woche.
Bleibe inspiriert.
Holger
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